Wer macht schon gerne Hausaufgaben? Sie sind lästig und unnütz. Finden das auch deine Lerner?
Deine erwachsenen Schüler sind nicht mehr in der Schule, weil sie es müssen. Sie haben sich freiwillig für das Erlernen einer Sprache entschieden. Und trotzdem. Hausaufgaben werden nicht gemacht. Für dich als Lehrer ist das eine frustrierende Situation. Schließlich verbringst du Stunden mit der liebevollen Vorbereitung und verlässt dich auf deine Schüler.
Und du wirst jedes Mal aufs Neue enttäuscht. Die wenigsten deiner Schüler sind vorbereitet, haben zu Hause gelernt oder eben Hausaufgaben erledigt. Fragst du dich auch manchmal, ob sie das mit Absicht machen?
4 „Ausreden“, warum deine Schüler keine Hausaufgaben machen
Ich habe „Ausreden“ extra in Anführungszeichen gesetzt. Denn eigentlich sind das keine Ausreden.
Es sind Gründe.
Gründe, die wir Sprachlehrer ernst nehmen sollten, wenn wir uns wünschen, dass unsere Schüler ihre Hausaufgaben machen. Dann können wir besser auf sie eingehen und vielleicht sogar etwas ändern.
Grund Nr. 1 – Ich habe keine Zeit
Natürlich haben deine Schüler keine Zeit für Hausaufgaben. Sie nehmen sich schon die Zeit für den Unterricht. Sie haben Verpflichtungen: Einen 40-Stunden-Job, arbeiten oft länger. Dann sind da noch die Kinder, die Frau, der Mann, die Familie. Die Wohnung putzen muss man auch noch. Selbst für Hobbies bleibt kaum Zeit. Und Freunde will man auch sehen.
Der Tag hat nur 24 Stunden und verfliegt schnell.
Grund Nr. 2 – Ich habe keine Lust
Die wenigsten werden das zugeben, aber sie verbringen ihre Zeit lieber mit ihren Hobbies, mit Freunden oder der Familie. Sie möchten unter Menschen sein und etwas erleben. Die Frage ist, worauf genau hat dein Schüler keine Lust?
Grund Nr. 3 – Hausaufgaben sind sinnlos
Jeder weiß, dass Hausaufgaben nicht sinnlos sind. Will man etwas wirklich gut lernen, dann muss man eben auch lernen. Möchte dein Schüler die Fremdsprache besser sprechen, dann empfindet er theoretische Hausaufgaben bestimmt als sinnlos. Verständlich. Schließlich möchte er sprechen.
Grund Nr. 4 – Hausaufgaben sind langweilig
Ganz genau!
Die meisten Hausaufgaben, die man aufbekommt, sind langweilig! Der triste Alltag ist teilweise schon langweilig genug. Die Aussicht auf Hausaufgaben bringt deinen Schüler nicht gerade dazu, vor Freude in die Luft zu springen. Wie wäre es, kreative Hausaufgaben aufzugeben?
Lies am besten weiter…
5 Tipps, die dir deine Enttäuschung nehmen
Als Sprachlehrer hast du ein Ziel. Du möchtest, dass deine Schüler Fortschritte machen und besser werden. Sie sollen dich und den Unterricht ernst nehmen und lernen. Schon klar.
Die Schüler möchten auch lernen. Aber sie möchten Spaß dabei haben. Sie möchten sprechen, lachen und so wenig, wie nur möglich dafür tun. Es soll eine Abwechslung zum tristen Alltag sein und nicht noch mehr frustrieren. Wie kannst du es erreichen, dass Hausaufgaben Spaß machen?
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Sei inspirierend und schlage Ideen vor
Menschen mögen es nicht, wenn ihnen andere sagen, was sie tun müssen. Sie möchten inspiriert werden und eigene Ideen umsetzen.
Eine gute Methode ist es, deine Ideen in ihre zu verwandeln. Am einfachsten gelingt dir das durch solche Fragetechniken, wie
- Wie wäre es, wenn du/ihr…
- Was hältst du davon, …
- Kannst du dir vorstellen, [etwas zu tun]…
- Hattest du schon mal Erfolg mit [z.B. einer Lernstrategie]. Würdest du sie den anderen empfehlen? Zeig den anderen, wie…?
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Schüler entscheiden lassen
Frag doch deine Schüler einfach, welche Hausaufgaben sie gerne machen würden. Sammelt gemeinsam ein paar Ideen.
Menschen lieben es eine Wahl zu haben. Simples Beispiel: Magst du lieber graue oder eher weiße Katzen?
Sofort schießen dir Bilder von Katzen in den Kopf. Ein schöner Nebeneffekt: Eine Wahl ist eng verbunden mit Emotionen.
Und wahrscheinlich hast du auch schon positive und negative Erfahrungen mit Katzen gemacht. Ich z.B. liebe graue Katzen. Warum? Weil ich Mal für ein paar Wochen eine Katze zu Hause hatte. Danach war ich absolut und unwiderruflich in sie verliebt. Du kannst dir denken, welche Farbe sie hatte. Sie war grau.
Hausaufgaben können auch in die Struktur des Unterrichts einbezogen werden. Wenn eine Lektion mit einem Fazit abschließt, versteht der Lerner den Effekt der Hausaufgabe besser.
Ein Beispiel: Am Ende einer Lektion oder Unterrichtsstunde ziehst du mit deinem Schüler ein Fazit, indem du ihn direkt fragst:
- Was hast du neues gelernt?
- Was verstehst du noch nicht?
- Woran möchtest du noch arbeiten, was möchtest du noch besser können?
- Wie möchtest du das aufteilen: Was machen wir im Unterricht, was machst du zu Hause?
- Wie möchtest du das zu Hause lernen?
Als Einleitung in das neue Thema:
- Was fällt dir zu diesem Thema ein, dass du lernen möchtest?
- Was davon möchtest du mit mir im Unterricht lernen, was alleine zu Hause?
- Wie möchtest du das zu Hause lernen?
Nicht alle Lerner sind so selbstständig, deshalb funktioniert das nicht mit allen. Aber sicherlich ist es einen Versuch wert.
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Das Internet nutzen
Da wir in einer Zeit der modernen Technologie leben, haben fast alle deine Schüler Zugang zum Internet. Und das nutzen sie auch fleißig. Sie recherchieren im Internet nach Informationen, suchen Antworten bei Mr. Google und schließen Freundschaften über Social Media Kanäle.
Aber vor allem schauen sie sich gerne Filme an, darunter YouTube Videos. Sie liken, was das Zeug hält. Je lustiger, desto besser. Je bekloppter, desto interessanter. Witzige Bilder und inspirierende Sprüche sind ein weiteres beliebtes Phänomen für engagierte Aktionen.
Nutz diese Aktivitäten für Hausaufgaben. Einen schönen Artikel dazu hat Charlotte geschrieben. Sie hat ihre Jugendlichen befragt, aber einiges davon kannst du auch auf Erwachsene anwenden.
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Die Hobbys der Schüler einbeziehen
Frauen interessieren sich für Kosmetik, Kleidung und schöne Dekorationen. Männer wiederum für Fußball, Autos, Kämpfe und Finanzmärkte. (Allgemein betrachtet!)
Wie wäre es mit kreativen Hausaufgaben zu diesen Bereichen? Lass sie eine Kollage mit den schönsten Einrichtungen machen, ein Video über einen Besuch im Fußballstadion drehen, dass sie der Klasse vorstellen. Wie sieht es mit einem Ausflug aus, den sie selbst organisieren. Es gibt so vieles, was sie machen können.
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Gruppendynamik erzeugen
Ich gebe zu, eine positive Gruppendynamik zu erzeugen, ist keine leichte Aufgabe. Sie hängt oft von den Teilnehmern selbst ab. Aber nicht nur. Der Lehrer kann viel für die Gruppendynamik tun. Dein Umgang mit deinen Studenten ist ausschlaggebend.
Durch die oben erwähnten Tipps wird es schon viel leichter. Je mehr Spaß der Einzelne hat, desto mehr Spaß hat die Gruppe. Wichtig ist, dass sich jeder ernst genommen fühlt. Schaffst du es dann noch die Stärken einzelner zum Wohl der Gruppe einzusetzen, um so besser. Diese Tipps habe ich mal von einem erfahrenen Lehrer bekommen:
- Selbst weniger reden, die Schüler mehr sprechen lassen
- Entscheidungen treffen lassen
- Gemeinsam Videos drehen
- Gemeinsam einen Blog schreiben lassen
- Der Gruppe Entscheidungen überlassen (einen Leader untereinander auswählen lassen)
- Einen Ausflug planen lassen
- Lerngruppen organisieren lassen
- Unterricht planen lassen
- Messbare Ziele setzen und sie für alle sichtbar machen
- Fordernde Teamspiele organisieren
ABER VORSICHT: Erwachsene mögen Spiele, aber keine Kinderspiele. „Im Kreis sitzen“ mag auch nicht jeder. Die Spiele sollten schon auf einem hohen Niveau und ans Alter angepasst sein.
Weniger Theorie, mehr Praxis macht schon Sinn. Dazu gehört auch, dass die Schüler ihre persönlichen Erfahrungen und Fähigkeiten einsetzen können. Und natürlich gibt es immer Personen, die sich überhaupt nicht gerne vor anderen zeigen und lieber theoretisch lernen.
Hast du noch weitere Ideen, um Schüler dazu zu bringen, Hausaufgaben zu machen? Wie machst du das? Freue mich auf deine Gedanken dazu!
Hey Marta, super Tipps!
„Hausaufgaben“ stehen auch als Thema auf meiner To-Do-Liste. LG, Kato
Hey Kato,
vielen Dank!
Was hältst du von einer Blogparade oder gemeinsamen Artikelreihe zu diesem oder ähnlichen Themen?
Würde mich freuen.
Liebe Grüße,
Marta
Ganz inspiriert von deiner Idee habe ich gleich eine Blog-Parade gestartet, zum Thema „Aus Fehlern lernt man am besten“.
Ich bin mir sicher, Fehleranalyse und Fehlerkorrektur ist immer ein spannendes Thema für Lehrer. Vielleicht schreibst du deinen nächsten Post darüber.
Was ist ein Fehler? Was bezeichne ich als Fehler?
Wann entscheide ich mich dazu, auf den Fehler hinzuweisen?
Und wie korrigiere ich / lasse ihn korrigieren?
Ich bin auf eure Experten-Tipps gespannt!
Einfach mitmachen unter:
http://www.germanskills.com/#!FehlerParade-So-lernt-man-aus-Fehlern-am-besten/cjbf/56b65f2f0cf2fb0f6ff27a56