In der Rubrik „Erfolgreiche Sprachlehrer“ stelle ich regelmäßig Sprachlehrer vor, die offen darüber erzählen, wie sie Schüler finden und was sie als Lehrer besonders macht. Heute freue ich mich auf ein Interview mit Ulrike Richrath, die auf ihrem Blog „Die Lernlotsen“ Tausende Lernende mit ihren Themen begeistert. Ulrike ist Online-Lehrerin und hilft jungen Schülern und Erwachsenen, die Sprachen Deutsch, Englisch und Spanisch besser zu verstehen. Ihr ist es wichtig, dass ihre Schüler lernen, sich selbst zu motivieren. Am Ende verrät Ulrike ihren ultimativen Tipp für angehende Sprachlehrer.
Ulrike, seit wann gibst du Sprachunterricht und wer sind deine Schüler?
Es war Zufall, dass ich nach meinem Sprachenstudium 2001 dazu kam zu unterrichten. Ich eröffnete mein eigenes Lernstudio und habe seither mit Schülern zusammen gearbeitet, die zwischen zehn und zwanzig Jahren sind und von allen Schultypen kommen.
In den vielen Jahren habe ich über tausend Schüler in Deutsch, Englisch und Spanisch fit gemacht. Sie kommen zu mir, weil sie in der Schule mit einem oder mehrerer dieser Fächer nicht klar kommen. Ich unterstütze und fördere sie, damit sie wieder den Anschluss bekommen und besser werden in der Schule.
Wenn du nämlich merkst, dass es geht, dass du besser werden KANNST, dann willst du es auch und fast automatisch wirst du auch in anderen Fächern besser. Es ist für meine Schüler und mich jedes Mal aufs Neue eine spannende Reise.
Die restlichen etwa zwanzig Prozent meiner Schüler sind Erwachsene, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen oder Deutsch lernen möchten.
Wie viele Stunden unterrichtest du im Monat regelmäßig online? Und gibst du auch Online-Gruppenunterricht?
Erst in 2015 habe ich meine Büro-Präsenz vor Ort geschlossen und biete Unterricht online an. Meine Schüler und ich treffen uns zu einer verabredeten Zeit in einem virtuellen Raum mit Headset, Mikrofon und Kamera, wer mag. Wir vereinbaren Einzelunterricht oder treffen uns in einer Gruppe mit maximal 2 Lernenden.
Ich biete den online-Unterricht täglich an, auch in den Abendstunden und am Wochenende. So ist es für jeden möglich, eine Unterrichtseinheit bei mir zu buchen.
Der Titel heißt „Erfolgreiche Sprachlehrer“. Wann würdest du einen Sprachlehrer als erfolgreich bezeichnen und zählst du dich dazu?
Eine der witzigsten Fragen meiner Schüler ist: „Wer hat eigentlich Englisch erfunden?“ Dahinter steht die Frage: Warum müssen wir uns das antun? Warum müssen wir blöde Vokabeln pauken, Grammatik lernen, die kein Mensch versteht, wenn ich das eh nie wieder brauche?
Ein erfolgreicher Sprachenlehrer kennt die Vorteile, die Fremdsprachen mit sich bringen und kann sie dem Schüler so vermitteln, dass ein Aha-Erlebnis geschieht.
Bei mir sieht das so aus, dass ich ein Bewusstsein schaffe, wie stark gerade Englisch in unseren täglichen Alltag eingedrungen ist durch: Musik, Filme, Mode. Erfolgreich unterrichte ich, wenn ein Schüler etwas verstanden hat und in der Lage ist, einem anderen dieses Thema zu erklären.
Dabei verliere ich nie aus dem Blick, dass Schüler meistens noch nicht gelernt haben, sich selber zu motivieren. Das heißt, sie glauben überwiegend, für andere zu lernen und nicht für sich selber. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, jedem Schüler verständlich zu machen, dass er für sich selber lernt, damit er später in seinem Leben das, was er in seiner Schulzeit gelernt hat, einsetzen kann.
Du bist das Licht, das die dunklen Geheimnisse der Sprache erhellt – also leuchte, was das Zeug hält!
Wo oder wie finden dich deine Lerner?
Ich habe den großen Vorteil, dass ich in und um Leverkusen recht bekannt bin, weil ich 15 Jahre lang meinen Standort dort hatte. So kommen viele Schüler durch Empfehlungen zu mir. Mein online-Angebot kommt gut an, weil sich die Eltern, die nicht wussten, wie ihre Kinder zu meinem Büro kommen sollen, freuen, eine Sorge weniger haben.
Auf meinem Blog www.die-lernlotsen.com schreibe ich seit mehreren Jahren zu allen Themen des Deutsch- und Englischlernens. Hier habe ich mehrere tausend Besucher pro Monat, die mir regelmäßig Anfragen mit vertiefenden und speziellen Fragen zu einem bestimmten Thema stellen. Ganz von selber ergibt sich eine längere Zusammenarbeit und wir lernen uns „life“ kennen.
Bist du zertifizierte Sprachlehrerin oder hast du dir das Sprachenlehren selbst beigebracht?
Ich habe Sprachen studiert und während des Studiums mehrere Monate im Ausland verbracht.
Was lieben deine Lerner am meisten an dir?
Puuh, eine gute Frage! Ich denke, dass sie es schätzen, dass ich offen und ehrlich zu ihnen bin und ihnen keinen Honig ums Maul schmiere. Das heißt, ich schimpfe, wenn sie nicht gelernt haben und lobe, wenn eine Arbeit gut ausgefallen ist. Ich sage nicht, „das hast du gut gemacht“, wenn es nicht so war.
Als Lehrer solltest du dich nicht verstellen, sondern authentisch bleiben. Schüler merken, wenn du nicht du selber bist, dann sinkst ihr Respekt für dich. Da ich oft mehrere Jahre mit meinen Schülern zusammenarbeite, setze ich diesen Anspruch vermutlich gut um :-)
Hast du noch einen ultimativen Tipp für angehende Sprachlehrer?
Wenn du die Sprache liebst, werden es deine Schüler merken! Wenn du nur herunterbetest, was du gelernt hast, auch. Sei authentisch und hole den Schüler dort ab, wo er gerade steht. Du kennst den Weg und kannst ihn anleiten, dir ein Stückchen zu folgen. Sieh dich als Lotse, der dem einzelnen Lernenden den Weg weist, Fallstricke kennt und Tricks, wie er leichter sein Ziel erreicht. Gerade junge Lernende wissen nicht, wie sie was lernen können und sind dankbar für jeden Hinweis und echte Kritik.
Du bist das Licht, das die dunklen Geheimnisse der Sprache erhellt – also leuchte, was das Zeug hält!